Für die Grundschule am Koppenplatz hat die Architektin Astrid Bornheim ein Partizipationsverfahren konzipiert und in den Lehrplan der 2. Klasse integriert. Wir haben das Verfahren moderiert und filmisch dokumentiert.
Eine typische Gründerzeitschule mitten in Berlin: hohe Räume, lange Flure. Klassische Bestuhlung. Frontalunterricht. Keine Teilungs- oder Ausweichmöglichkeiten. Das wollte Direktorin Dr. Angela Thiele ändern. Wie können Flure, Treppenhäuser und Höfe zu Lernlandschaften werden? Im Rahmen des Deutsch-, Mathe-, und Kunstunterrichts haben Schüler:innen und Schüler ihre Vorstellungen artikuliert.




Der Flur – von Schülern und Lehrern längst als Raumerweiterung erkannt und genutzt – ist nicht entsprechend ausgestattet, lediglich mit Spinten möbliert, und wird doch – was absurd erscheinen mag – nicht nur als Durchgangsraum, sondern als Rückzugsraum (!) verstanden. Schüler berichten zu Hause über Lautstärke bedingte Konzentrationsschwierigkeiten. Wir wollten den räumlichen Bedingungen und Möglichkeiten auf den Grund gehen und ausloten, welches verborgene Potenzial diese Schule bietet. In enger Abstimmung mit dem Klassenlehrer wurde das Projekt in verschiedene Fächer integriert. Im Mathematikunterricht ging es gerade um die „Didaktik des Messens“ und den Zahlenraum über 100. Wie günstig, hier ein Raumaufmaß anzufertigen und mehrere Abschnitte eines Zollstocks zusammenzuzählen. Mit einem Impulsvortrag über Maß und Proportion in der Architektur haben wir die Schüler eingestimmt. Dann wurden alle mit Messgeräten ausgestattet, haben sich selbst und ihren Raum vermessen und haben verglichen. Im Deutschunterricht wurden gerade Adjektive entdeckt. Ein großartiger Moment, um über Gefühle im Raum zu sprechen. Wir kamen mit Kamerateam und haben Interviews aufgezeichnet: Die Schüler haben sich wechselseitig befragt zu Stimmungen, Konzentration, Farben, Formen und Materialien. Erstaunlich zu beobachten, welche Ernsthaftigkeit die Anwesenheit einer Kamera ausgelöst hat. Die Schüler der 2. Klasse haben teilweise angefangen sich zu siezen. Im Kunstunterricht wurden Farben und Materialien erforscht. Das konnten wir bestens nutzen, um deren Wirkung im Raum zu überprüfen. Im fächerübergreifenden Lernatelier ging es gerade um die Entdeckung der Sinne. Beste Voraussetzungen, um Kinder für Architekturqualitäten zu sensibilisieren. Mit unserer großen Materialsammlung aus dem Architekturbüro konnten die Schüler sinnliche Erfahrungen sammeln. Da wurde in Beton gebissen, Blattgold abgeleckt, Hölzer, Gitter und Textilien gestreichelt, geprüft wie Plastik klingt oder Farbe riecht. Und auch der Gleichgewichtssinn wurde auf die Probe gestellt. Auf dem Weg zur Realisierung wurden mit Klebebändern Raumkonstellationen auf Böden und Wände geklebt und im Maßstab 1:1 eine Vorstellung geschaffen, wie die künftige Lernlandschaft aussehen könnte. Architektur wird mit dieser Methode nicht nur zu intellektuellen Übung sondern zur realen körperlichen, haptischen, sinnlichen Lebenserfahrung.
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Unsere Leistungen für dieses Projekt
· Moderation des Partizipationsverfahrens
· Briefing und Beratung des Lehrer:innen
· Dokumentation und Auswertung
Team
office for architectural thinking
Jan R. Krause
Grundschule am Koppenplatz
Berlin
Architektin: Astrid Bornheim Architektur, Berlin
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